Gemeinsam für mehr Artenvielfalt auf unserem Schulgelände

Im Mai 2019 formulierte Robert Watson, Vorsitzender des Weltbiodiversitätsrats, anlässlich der Weltartenschutzkonferenz folgende auf wissenschaftlichen Prognosen basierende Aussage: „Wir werden in den nächsten Jahren etwa 500.000 bis 1 Million Tier- und Pflanzenarten weltweit unwiederbringlich verlieren.“

Diese erschütternde Aussicht macht einen seit Jahren anhaltenden, zutiefst besorgniserregenden Trend deutlich, dessen einzelne Ausprägungsformen wie das Insektensterben, das Vogelsterben oder das Amphibiensterben in trauriger Regelmäßigkeit in den Medien auftauchen.

Schule, die ihren Bildungsauftrag ernst nimmt, muss auf epochaltypische Probleme, zu denen das flächendeckenden Artensterben zweifelsfrei gehört, pädagogische Antworten finden. Die Dringlichkeit dieses Anliegens zeigt sich nicht zuletzt im obersten Bildungsziel „Verantwortung für Natur, Umwelt, Artenschutz und Artenvielfalt“, welches seit dem Sommer 2019 in Art. 1 des BayEUG´s verankert und damit für alle bayerischen Schulen grundlegend ist.

Wir als Grund- und Mittelschule Weil haben in den letzten Jahren eine Reihe von Projekten und Thementagen angestoßen und umgesetzt, welche auf Lösungsmöglichkeiten zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation in unserem Umfeld abzielen (vgl. div. Beiträge Homepage).  Im laufenden Schuljahr stand speziell das Erhöhen der botanischen und entomologischen Artenvielfalt auf dem Schulgelände im Fokus. Im Rahmen der Aktion „Machen. Jetzt!“ zogen Lernende unserer Schule in den Klassenzimmern einheimische Wildpflanzen vor, welche in unsere Insektenwiese am Westrand des Schulgeländes eingepflanzt wurden. Zusammen mit bereits etablierten Wildpflanzen aus dem Vorjahr, die von Lernenden aus selbst gesammeltem regionalem Saatgut entstanden sind, weist unsere Wildpflanzen- und Insektenwiese eine beachtliche botanische Artenvielfalt auf. Regionale Wildkräuter und Stauden wie der Feldthymian, die Nachtkerze, der Wiesensalbei, die Wiesen-Flockenblume, der Natternkopf, die Wilde Möhre oder der Kleine Klappertopf fühlen sich inzwischen auf unserem Schulgelände sehr wohl und sorgen für ein ganzjähriges Angebot an Nektar- und Futterpflanzen für einheimische Insekten wie den Kleinen Fuchs, das Landkärtchen, die Hosenbiene oder den Rosenkäfer. Im Spätsommer und Herbst, wenn das Blühangebot knapp wird, ernähren Sommerfliederbüsche, welche wir im Vorjahr angepflanzt haben, viele regionale Insekten. Auch einheimische Wildgehölze wie Birke, Weißdorn und Heckenkirsche wurden in der Zeit des Lockdowns am Rand der Insektenwiese gepflanzt. Alle drei Arten unterstützen sowohl die Imagines als auch die Larven ganz unterschiedlicher Insektenarten. Ein Eyecatcher in unserer Insektenwiese, unser selbst gebautes und im Frühjahr aufgestelltes Wildbienen-Hotel, beherbergt inzwischen eine Reihe von Holzbienenarten, welche ihren Nachwuchs mit Pollenbrei füttern, den sie aus dem Blühangebot unserer Insektenwiese zusammentragen. Eine große Schautafel informiert interessiere Lehrkräfte und Lernende über die Grundanliegen des Projekts. Ein Video zur Wiese vom Juni 2020 gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=YH8-tJNflCg

Unser besonderer Dank gilt allen Klassen und Einzelpersonen, die mitgewirkt haben, und speziell unseren „guten Feen mit grünem Daumen“ Emma Hagelstein aus der Klasse von Frau Bruckner und Julia Skaper aus der Klasse von Frau Widmann. Beide haben sich während der Schulschließungen rührend um die jungen Keimlinge mehrerer Klassen in Dutzenden von Töpfchen mit Erde gekümmert, die ohne ihre Fürsorge garantiert eingegangen wären.

Ein Rückblick auf die Entstehung unserer Insektenwiese